Werbung fürs Saxophon

Eine Stunde klassisches Saxophon solo – da die Spannung aufrecht zu erhalten, ist nicht einfach. Adrian Tully, dem Berliner aus Australien, der auch ein gefragter Orchestersaxophonist und Mitglied des Sonic.art Saxophone Quartet ist, gelingt das mit dieser CD auf eindrucksvolle Weise. Werke vom Barock bis heute hat Tully in der Corona-Zeit für sein Instrument bearbeitet und zu einem chronologisch fortlaufenden Reigen zusammengestellt, der immer neue Überraschungen bereithält. Dass die Suiten, Capricen und Fantasien von Boismortier, Quantz und Anton Stamitz statt auf der Querflöte auf dem Sopransaxophon funktionieren, kommt nicht unerwartet. Aber dass Vieuxtemps‘ Hommage à Paganini, ursprünglich für Geige, und Regers Viola-Suite auf dem Altsaxophon mindestens ebenso schön und ausdrucksstark klingen, ist doch verblüffend – was natürlich auch an Tullys virtuosem, einfühlsamem und dabei immer leichtfüßigem Spiel liegt. In unsere Gegenwart führen schließlich drei Werke von Fukushima, Aho und Escaich, im Original für Querflöte bzw. Oboe. Sie öffnen noch einmal das Fenster zu neuen Klangwelten (und neuen Spieltechniken.). Adrian Tullys Reflections bieten eine spannende Stunde Musik und sind beste Werbung fürs klassische Saxophon. Heiner Milberg

Reflections

Werke von Boismortier, Quantz, Anton Stamitz, Reger, Fukushima, Aho und Escaich

Adrian Tully (Saxophon)

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 603 2262-2 (CD)