Mahler raumgreifend

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Seine Klavierlieder mit Texten aus der romantischen Gedichtsammlung Des Knaben Wunderhorn lagen Gustav Mahler sehr am Herzen. So sehr, dass er aus einigen Orchesterliedern schuf, andere in seine Symphonien integrierte. Wie immer bei Mahler geht es um existenzielle Fragen: Not, Sterben, Abschied in vielfältiger Form, oft um Krieg, hin und wieder um bescheidenes Glück. Die Sopranistin Katharina Kammerloher und der Bariton Arttu Kataja haben insgesamt zwanzig dieser Gesangswerke für ihr gemeinsames Mahler-Album zusammengestellt. Was gleich auffällt: Mitunter bringen beide zu viel Emphase ein, zu sehr Raum greifenden Operngestus. Ein schlankerer Zugang, mehr Schlichtheit, mehr Direktheit und auch Lockerheit hätten den Interpretationen gutgetan. Stattdessen wird oft zu viel gestaltet, was dann manieriert wirkt. Katharina Kammerloher trifft dennoch gut den stilisierten „Volkston“ bei Mahler, etwa bei „Um schlimme Kinder artig zu machen“, ArttuKataja das Kernige, Grimmige, Resolute, vor allem bei den Stücken, die das Soldatenmilieu behandeln, zum Beispiel bei „In Straßburg auf der Schanz“. Auch die komischen Seiten in manchen Liedern spüren beide pointiert auf. Eric Schneider am Klavier erweist sich als perfekter Liedbegleiter, atmosphärisch unterstützend, rhythmisch markant und mit Charakter in den pianistischen Einwürfen und Kommentaren, wunderbar gefühlvoll, farbenreich ausdeutend. Ein durchwachsenes Mahler-Lieder-Album. Ecki Ramón Weber

Gustav Mahler: Lieder aus Des Knaben Wunderhorn

Katharina Kammerloher (Mezzosopran), Arttu Kataja (Bariton), Eric Schneidert (Klavier)

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 908 2322-6 (SACD)