Auch dunkle Farben leuchten

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Für ihr Debütalbum Meine Seele weinte wählen Natalya Boeva und Polina Spirina ein düsteres Programm. Liegt in Szymanowskis Liedern nach Tadeusz Miciński noch surreale Fantastik, so tauchen die Iwanow-Lieder von Alexander Labyrich (*1988) tief in Vorahnung und enttäuschte Liebe ab. Mit drei von Schuberts bizarrsten Liedern von Liebe und Tod, Nachtstück (Mayrhofer), Der Zwerg (Collin) und Der Jüngling auf dem Hügel (H. Hüttenbrenner), ist der schwärzeste Punkt erreicht. Dmitri Smirnows (*1952) Garcia-Lorca-Zyklus Die stillen Wasser bringt bei aller Drastik ein spielerisches Element zurück, das mit sechs Strauss-Liedern in idyllische Liebesmetaphorik und die Mahnung „Ruhe, meine Seele“ mündet.

Das Programm kommt den Musikerinnen entgegen. Den Ernst der Texte beglaubigt Boevas präzise geführter Mezzosopran mit seiner herben Bronzefärbung. Dabei klingt er kontrolliert genug für Schubert; er besitzt großen Ambitus samt Registerausgleich für Strauss; und er hat genug Gewicht, dass Klavierpartnerin Spirina sich in dichteren Texturen nicht zurückzuhalten braucht und den Flügel in dunklen Farben leuchten lassen kann. Auch die Übertragungen der russischen Liedtexte ins Deutsche steuerte übrigens Boeva bei. Die Aufnahme gewichtet Klavier und Stimme gleich und, bei leichter Distanz, angenehm räumlich. Friedrich Sprondel

Meine Seele weinte

Lieder von Schubert, Strauss, Szymanowski, Smirnow und Labyrich

Natalya Boeva (Mezzosopran), Polina Spirina (Klavier)

Genuin

GEN 23817