Schöne Müllerin mit Happy End

  • Beitrags-Kategorie:CD-Rezensionen

Die Wege des Nachruhms sind unergründlich! Auch Joachim Raff war einer dieser Komponisten, die zu Lebzeiten berühmt und geachtet waren, dann aber rasch in Vergessenheit gerieten. Immer wieder gab und gibt es Versuche, seine Musik populärer zu machen. Doch auch sein 200. Geburtstag 2022 hat das Bild nicht wirklich ändern können. Und das ist unbegreiflich, wenn man sein Streichquartett Nr. 5 hört, das das Leipziger Streichquartett nun zum ersten Mal überhaupt eingespielt hat. Denn Raff, 1822 als Sohn eines Schwaben in der Schweiz, im Kanton Schwyz, geboren, und 1882, nach einem Leben überwiegend in Deutschland, in Frankfurt/Main gestorben, war nicht nur ein guter Handwerker wie so viele Romantiker. Der Mann konnte Melodien schreiben, die ins Ohr gehen. Er hatte Gespür für Dramaturgie. Und er ging ganz eigene Wege. Als zweites Streichquartett spielen die Leipziger auf dieser CD das siebte (von acht), und das ist – für 1872/73 sehr ungewöhnlich – eine sechssätzige Suite mit dem Untertitel Die schöne Müllerin. Anders als bei Schubert endet der Reigen mit einem fröhlichen „Polterabend“. Die vier vom Leipziger Streichquartett spielen durchaus mit dem nötigen Feingefühl, aber vor allem mit kernigem Zugriff und großer Dringlichkeit, was wunderbar passt. Und eine so swingende Mühle am rauschen Bach wie hier im zweiten Satz des siebten Quartetts hört man auch nur selten. Rundum gelungen! Arnt Cobbers

Joachim Raff: Kammermusik Vol. 2

Streichquartette Nr. 5 C-Dur op. 138 und Nr. 7 D-Dur op. 192 Nr. 2

Leipziger Streichquartett

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 307 2255-2 (Hybrid-SACD)