Man glaubt, sie in- und auswendig zu kennen, die Präludien und Fugen von Bach und die Préludes, Études und Nocturnes von Chopin. Doch in dem von Cord Garben raffiniert arrangiertem Wechselspiel ertappt man sich nicht selten dabei, ein Werk des Thomaskantors für eines des Romantikers zu halten und umgekehrt. Dem Pianisten ist eine so sinnfällige Zusammenstellung gelungen, dass die zwischen den Komponisten liegende zeitliche Spanne von rund 200 Jahren tatsächlich aufgehoben scheint. Das aufeinander Reagieren der einzelnen Werke in puncto Tonartengleichheit, struktureller Verwandtschaft, emotionaler Gestimmtheit oder größter Gegensätzlichkeit verrät, dass diese sublime Konzeption nur von einem erfahrenen Kenner stammen kann. Aufgenommen im Jahre seines 80. Geburtstages mag diese Aufnahme auch eine Art Echo und künstlerische Bilanz von Cord Garbens erfahrungsreichem musikalischem Leben sein. Hier jedenfalls spielt einer, der sich und der Welt nichts mehr beweisen muss. Ein mildes Leuchten und gelassene Größe gehen von Garbens Spiel aus. Auch wenn Chopins vierte Ballade vielleicht etwas schwergängig und müde wirkt, möchte man diese sublimen Dialoge zwischen Barock und Romantik im Ganzen nicht mehr missen. Frank Siebert
Echos
Klavierwerke von Bach und Chopin
Cord Garben (Klavier)
Musicaphon
M56993
