So sinnlich kann also zeitgenössisches Komponieren sein. Und doch so reflektiert. Dazu mit neuen Impulsen. Mit Energieströmen, die unmittelbar ansprechen und gleichzeitig in die Tiefe der Strukturen gehen. Der in Berlin lebende Komponist Stefan Keller, geboren in der Schweiz, ist Komponist, promovierter Musikethnologe und Tabla-Spieler. Rhythmus-Phänomene und sämtliche Instrumente aus der großen Schlagzeugfamilie haben es ihm angetan. Seit vielen Jahren erforscht er sie. Das Besondere: Er zieht seine Erkenntnisse und Erfahrungen nicht als koloristisches Beiwerk heran, sondern verarbeitet sie vielmehr in Form von Energieströmen, Spannungs- und Dichtezuständen in seiner Musik. Dafür braucht es noch nicht mal Schlagzeug, wofür Keller virtuos schreiben kann. Die Phänomene aus den rhythmischen Konfigurationen überträgt er einfallsreich auch auf Harmonie- und Melodieinstrumente. Zum Beispiel in der Komposition „Breathe“ für Klavier, E- Gitarre, Akkordeon und Live-Elektronik. Unaufhaltsam entsteht hier in einem vielfach schillernden Zusammenspiel ein Sog bis zur Ekstase. Aufhorchen lässt auch die Verschmelzung von kubanischen Rhythmustraditionen mit Jazz und Rock, umgesetzt mit der Ästhetik und den Techniken Neuer Musik im Titelstück des Albums, „Hybrid Gaits“ für Schlagzeug, Keyboard, E-Gitarre und Blasinstrumente. Das Ensemble Ascolta setzt diese und zwei weitere Stücke virtuos, präzise, kraftvoll und höchst sinnenfroh um, bringt eine überaus breite Farbpalette ein. Das rockt zuweilen richtig. Ecki Ramón Weber
Stefan Keller: hybrid gaits
Schaukel für Violine, Violoncello und Klavier, Breathe für Klavier, E-Gitarre, Akkordeon und Live-Elektronik, Stück für Klavier, hybrid gaits für Drumset, Keyboard, E-Gitarre, Altsaxophon, Trompete und Posaune
Wergo
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