Lieder im 21. Jahrhundert

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Klavierlieder? Ein Phänomen der Romantik? Kein bisschen. Berühmte Zeitgenossen wie Wolfgang Rihm, Aribert Reimann  und Manfred Trojahn beweisen mit ihren Liedern das Gegenteil. Der 1968 geborene Komponist Christian FP Kram folgt diesen Vorbildern. Mit dem Album Grenzschatten sind nun fünf Liedzyklen von ihm auf CD erschienen. Krams Sensibilität für Lyrik richtet sich auf die Großen der Vergangenheit, etwa Nietzsche und Hesse, aber auch auf jüngere Texte, etwa jene der tschechischen Dichterin Kateřina Rudčenková, des aus dem Irak stammenden Sargon Boulus, der in den USA und in Deutschland lebte, und des in Bayern beheimateten Briten Kevin Perryman. Seien es Naturbeobachtungen, intime Selbstreflektionen oder zugespitzte Hinweise auf staatlichen Terror, Christian FP Kram gelingen auf kleinstem Raum verdichtete Stimmungsbilder mit markanten Gesten und Gestalten. Die musikalische Imagination ist dabei so weit gefächert wie die Verse, an denen sie sich inspiriert. Die eng auf die Gesangslinien bezogenen Klavierparts stehen dem in nichts nach. Die Klangflächen, prägnanten Akzente, Gesten und Akkorde weisen insgesamt eine enorme Vielgestaltigkeit auf. Eine hochkonzentrierte Dramatik zieht sich durch viele der Lieder. Es gibt überraschende Wendungen und feinfühlige Textausdeutungen in den Gesangsparts. Dies alles ergibt spannende Entdeckungen für Fans der Gattung Klavierlied, prägnant dargeboten von ausdrucksstarken Interpreten. Nur leider sind die Aufnahmen über weite Strecken zu hallig, mit viel zu viel Raum, was der Intimität dieser Lieder abträglich ist. Ecki Ramón Weber

Chaya Czernowin: Shifting Gravity

Ensemble Diotima, Ensemble Nikel, Ensemble Courage

Wergo

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