Die insgesamt zwölf Streichersinfonien des jungen Felix Mendelssohn Bartholdy galten lange als reine Studienwerke aus seiner Unterrichtszeit bei Carl Friedrich Zelter. Doch sie zeigen sehr deutlich, wie unverkrampft und souverän bereits der 14-Jährige mit der Tonsprache seiner Zeit umzugehen wusste. Es sind keineswegs bloße Orchesteretüden, sondern trotz des Verzichts auf Bläser hochexpressive und sorgfältig konstruierte Werke im Spannungsfeld von Klassik und Romantik. Das gilt insbesondere für die 7. Streichersinfonie, die in Umfang und Ausdrucksvielfalt einen deutlichen Sprung gegenüber den früheren Arbeiten dieser Reihe darstellt. Das von Mikhail Gurewitsch 2004 gegründete und bis heute geleitete dogma chamber ensemble, bereits mehrfach mit dem Echo Klassik ausgezeichnet, hat nicht nur mit seinen bisherigen Mendelssohn-Interpretationen längst unter Beweis gestellt, das es hierzulande inzwischen zu den spannendsten Solistenensembles unsere Zeit gehört. Auch die elegante und äußerst vitale Darstellung der 7. Streichersinfonie lässt wieder aufhorchen. Als echter Knaller erweist sich aber das frühe Doppelkonzert für Violine und Klavier. Angeführt vom hinreißenden Solisten-Duo Stephen Waarts und Annika Treutler erscheint diese vor Spannung und Temperament geradezu berstende Einspielung als ein Glanzlicht der Mendelssohn-Interpretation. Martin Demmler
Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichersinfonie Nr. 7, Konzert für Violine, Klavier und Orchester d-Moll
(Mendelssohn Project Vol. 3)
Stephen Waarts (Violine), Annika Treutler (Klavier), dogma chamber ensemble, Mikhail Gurewitsch (Leitung)
Musikproduktion Dabringhaus und Grimm
MDG 912 2256-6 (Hybrid-SACD)