Theodorakis entspannt

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„Lost Songs“ heißt das Album mit Musik von Mikis Theodorakis, das der Pianist Henning Schmiedt eingespielt hat. Der Titel ist nicht hochgestapelt. Denn der Pianist, der den 2021 verstorbenen griechischen Komponisten nicht nur persönlich kannte, sondern auch mit ihm auftrat, hat im Theodorakis-Archiv in Athen vergessene Lieder des legendären Künstlers aus den 1940er Jahren untersucht. Diese Melodien hat er in eigenen Versionen verarbeitet. In den Titeln geht es um das Meer, Flügel und Freiheit, um den Totengott Thanatos, es gibt eine „Ode an den Mond“ und ein Stück über eine Grille. Musiziert wird mit einem sehr präsenten Klang, ansprechend, mit einer frischen Leichtigkeit, teils groovy, die Melodien sind klar konturiert und plastisch phrasiert, die Farben des Klaviers schön herausgearbeitet. Auf Dauer wirkt das Ganze allerdings dann doch zu entspannt, ja mitunter sogar weichgespült. Es fehlen die tiefe Leidenschaft und das Brennen, auch die Wut und der Kampfgeist von Theodorakis. Sollte er all dies, wofür wir ihn lieben, als Junger nicht gehabt haben? Der letzte Track bringt eine historische Aufnahme mit der Stimme von Theodorakis. Er trägt „Der Lindenbaum“ von Schubert vor – auf Griechisch. Wundervoll! In seinem Gesang sind die emotionale Emphase, das Dringliche, das Brennen zu finden, was die übrigen Stücke der CD vermissen lassen. Ecki Ramón Weber

Mikis Theodorakis: Lost Songs

Henning Schmiedt (Klavier) mit Dominic Miller (Gitarre), Volker Holly Schlott (Saxophon), Martin Lillich (Bass), Mikis Theodorakis (Gesang)

Intuition

INT 3466 2