Licht und Schatten

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Viele Kompositionen von Franz Schubert waren zu seinen Lebzeiten unveröffentlicht, womöglich sogar nicht einmal für die große Bühne gedacht. Stattdessen stellte er sie zunächst im Freundes- und Bekanntenkreis vor. Das gilt auch für seine Lieder. Dies macht ihre Intimität und ihre sofort anfassende Direktheit aus. Die Sopranistin Carolyn Sampson setzt allerdings zuweilen zu massig ihre Opernstimme ein, da wäre weniger mehr, etwa bei Schwestergruß. Auch das stellenweise allzu üppig eingesetzte Vibrato wirkt mitunter manieriert, etwa im ruhig strömenden Allerseelen-Lied. Spannend sind dagegen ihre geradezu jazzigen Schleifer. Auch ihre klare Diktion ist ein großes Plus. Der Klavierpart von Joseph Middleton dagegen könnte in manchen Details stärker pointiert sein, mehr den Ausdruck der Lieder ausdeuten. Die pianistischen Lautmalereien, etwa bei der Erwähnung der Nachtigall in Ganymed oder das Wellenspiel in Auf dem Wasser zu singen sind offenbar mehr Middletons Sache. Das gilt auch für Sampson, wenn sich ihr Sopran zarter und fragiler, ja verletzlicher gibt. Aber auch inneres Drama gelingt beiden, beim „heulenden Sturm“ in Die junge Nonne – da ist das Geschilderte plastisch zu greifen, sogar mitreißend. Betörend, weil sehr stimmungsvoll, duftig, schwebend, träumerisch wird es bei Nacht und Träume. Da bringt Sampson wunderbar zarte Portamenti, und Middleton lässt sein Klavier wie ein federnder Hauch erklingen, subtil ausdeutend beide auch in An den Mond. Fazit: Licht und Schatten. Ecki Ramón Weber

Elysium. A Schubert Recital

Carolyn Sampson (Sopran), Joseph Middleton (Klavier)

BIS

BIS-2573 (Hybrid-SACD)