Man darf sich nicht täuschen lassen von der hohen Opuszahl: Beethovens Oktett op. 103 entstand bereits in Bonn und wurde 1793 gemeinsam mit dem Rondino WoO 25 in Wien fertiggestellt. 1796 ließ Beethoven ihm noch das Sextett op. 71 folgen. Sie sind Beiträge zu einer Mode, die sich Ende des 18. Jahrhunderts beim Adel durchsetzte: Statt durch ein komplettes Orchester ließ man seine Gäste jetzt durch ein Bläserensemble aus Klarinetten, Oboen, Fagotten und Hörnern unterhalten. Dabei wurden meist keine Originalkompositionen, sondern Bearbeitungen populärer Opern vorgetragen. Ein Kontext, der die theatralen Züge erklärt, die diese frühen Werke Beethovens ebenso kennzeichnen wie das Sextett Joseph Reichas, der im Bonner Opernorchester tätig war. Auf einer echten Oper, Grétrys Richard Löwenherz, beruht dagegen Franz Ehrenfrieds Suite. Die Bonner Hofkapelle – unter diesem Namen nehmen Mitglieder des Beethoven Orchesters Bonn diese Tradition der Harmoniemusik wieder auf, trifft meisterhaft den farbenreichen Ton des Genres, der manchmal derb ist, manchmal den Charakter eines nächtlichen Ständchens annimmt. Klemens Hippel
Edition Hofkapelle 1. Harmoniemusik
Werke von Beethoven, Grétry/Ehrenfried, Reicha
Bonner Hofkapelle, Lorenzo Coppola
Musikproduktion Dabringhaus und Grimm
MDG 938 2250-6 (Hybrid-SACD)