In seiner Gesamtaufnahme von Haydns Streichquartetten ist das Leipziger Streichquartett nun auf der Zielgerade und bei Haydns op. 1 angekommen. Die opera waren bisher meist auf zwei Folgen aufgeteilt, op. 1 erscheint nun auf einem Doppelalbum. Das Spiel der Leipziger ist wie immer fehlerlos – und wie immer trauen sie sich auch etwas. Wenn Haydn bäuerlich-derb wird wie im Menuett des ersten Quartetts, kosten sie das aus. Wenn Haydn Presto schreibt wie in gleich fünf seiner Finale und viermal zum Beginn, geht es richtig zur Sache, vor allem im vierten Quartett. Gleichzeitig ist nichts überhastet, jeder Ton ist souverän immer noch am gehörigen Platz. Überhaupt sind die Tempi und Temporelationen allesamt ebenso sorgfältig wie überzeugend konzipiert – man vergleiche nur das Finale Nr. 6 („nur“ Allegro) mit dem Presto-Beginn. Und die leichtfüßig fließenden Adagios sind ideale Beispiele des guten Geschmacks, den die Theoretiker der Zeit für die Grundlage jeder Realisierung einer Partitur hielten. Ein wunderbares Beispiel, wie Quartettspiel geht. Und beispielhaft aufgenommen ist es auch noch. Klemens Hippel
Joseph Haydn: Streichquartette Vol. 17: op. 1
Leipziger Streichquartett
Musikproduktion Dabringhaus und Grimm
MDG 307 2312 (2 CDs)