Ludger Brümmer, Jahrgang 1958, hat sich als einer der führenden Komponisten von Computermusik etabliert. 2022 stellte er in dem Wergo-Doppelalbum Spheres of Resonance eine Reihe seiner Kompositionen vor, deren Material er zum Teil aus Werken anderer Komponisten gewonnen hatte und dann mithilfe verschiedener elektronischer Verfahren in elektronische Klangräume jeweils eigener Prägung ausweitete. Den Einblick in die Ausdrucksbreite des Stils, der sich darin abzeichnete, vertieft das Doppelalbum Sonic Patterns mit sieben weiteren Kompositionen.
Auch hier gibt es Stücke wie Repetitions, das von Material aus Strawinskys Sacre du printemps ausgeht, oder Shine, das in Ravels Le Gibet wurzeln soll – beim Zuhören freilich ein höchstens abstrakter Bezugspunkt in einer Musik, die ganz eigene Erlebnisräume ausbildet. Konkret im Klavierklang dagegen gründen sich Move für Klavier (Sebastian Berweck) und Live-Elektronik (Brümmer) und Le temps s’ouvre, das mit verschiedenen Zeitebenen arbeitet, sowie das Raumstück Between Twilight für vier elektronisch gesteuerte Flügel. Gerade dieses Stück, das mit realen Klavieren in einem realen Raum aufgezeichnet ist und vom einfachen Motiv des Trillers ausgeht, bildet in seiner flackernden Räumlichkeit ein Musik-Erlebnis, wie man es auch in den rein elektronischen Stücken findet: Klang-Räume, in denen man sich beim Hören ergehen kann, die aber gleichzeitig eine nachvollziehbare Klang-Erzählung anbieten – deswegen ist Between Twilight vielleicht ein guter Einstieg für Hörer:innen mit eher traditionellen Musikerfahrungen. Ihnen seien auch die angenehm klaren Erläuterungen im Booklet empfohlen. Besonders beim Hören mit Kopfhörern ergeben sich nachhaltige Eindrücke einer Musik, die Werkstatt-Ausdrücke wie „Granularsynthese“ oder „physikalische Modelle“ – auch diese sind dem Booklet entnommen – weit hinter sich lässt. Friedrich Sprondel
Ludger Brümmer: Sonic Patterns
Sebastian Berweck (Klavier), Ludger Brümmer (Live-Elektronik)
Wergo
WER2078 2 (2 CDs)
