Die in Köln lebende, aus dem Iran stammende Komponistin Farzia Fallah ist eine akribische Erforscherin des klingenden Materials. Sie untersucht die Klänge bis in ihre Mikrobereiche und entwickelt dabei Konfigurationen, die völlig neue Hörerfahrungen bieten. Damit könnte man sie mit Fug und Recht als würdige Erbin des großen Erkunders unerhörter Klangbereiche Helmut Lachenmann ansehen. Dennoch ist die Musik von Farzia Fallah wiederum völlig anders, nämlich absolut eigenständig und individuell. Optische und haptische Eindrücke finden ihren Niederschlag in Fallahs Musik. Immer wieder aber auch die spezifische Beschaffenheit einzelner Klangphänomene. Dabei legt die Komponistin eine enorme Offenheit und Neugier an den Tag. Sie hat vor allem auch ein feines Sensorium für die Grenzbereiche zwischen vollem Klang, Irisieren, Geräusch und Nachhall. Dies alles versammelt das Porträt-Album bei Wergo mit Stücken für Sologeige, für verschiedene Ensemblezusammenstellungen, für Gitarrenduo und für die altehrwürdige Gattung Streichquartett. Die mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler spüren den immer wieder überraschenden Klangwelten von Farzia Fallah einfühlsam und sachkundig nach. Die subtil komponierten, reich imaginierten Strukturen und Flächen kommen auf diese Weise adäquat zu ihrem Recht. Wirklich gelungene Expeditionen. Ecki Ramón Weber

Kammermusik
Farzia Fallah, Benedikt Bindewald, Gitarrenduo Henrik Dewes/Tobias Kilch, Sonar Quartett, Ensemble DEHIO, Rie Watanabe, Ensemble Aventure
Wergo
WER 6443 2