Feinfühlig und expressiv

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Die Trias der drei letzten Klaviersonaten Ludwig van Beethovens ist für jeden Interpreten eine besondere Herausforderung. Denn aus der Mischung von zartester Kantabilität und einer mitunter fast ruppigen Attitüde ein organisches Ganzes zu formen, ist alles andere als leicht. Da bedarf es schon neben einer vollendeten Anschlagskultur und einer enormen Flexibilität des Ausdrucks auch eines besonderes Fingerspitzengefühls, um den oft ungewöhnlichen Intentionen des Komponisten gerecht zu werden. Die international gefeierte chinesische Pianistin Jin Ju geht bei diesen Sonaten mit einer Sensibilität und Expressivitat zu Werke, wie das nur selten der Fall ist. Vor allem in der c-Moll-Sonate op. 111 meistert Ju die Extreme von polyphonem Linienspiel und flirrenden Figurationen und Trillerketten, ohne in Effekthascherei oder Manirismen zu verfallen. Ob in dem sanglichen Finalsatz der E-Dur-Sonate op. 109 oder dem fast schreienden Rezitativ der As-Dur-Sonate op. 110 – hier zeigt eine Interpretin, dass sie den späten Beethoven verstanden hat. Martin Demmler

Ludwig van Beethoven: Klaviersonaten op. 109-111

Jin Ju (Klavier)

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 947 2274-6 (Hybrid-SACD)