Johann Sebastian Bachs sämtliche weltliche Kantaten in hervorragenden Aufnahmen zu einem Preis, zu dem man früher nicht einmal eine einzelne der insgesamt acht CDs bekommen hätte – es ist schon verrückt, was sich auf dem Musikmarkt tut. Aber uns Musikfreunden soll es recht sein. Die in den Jahren 1994 bis 2000 entstandenen Aufnahmen unter Leitung von Helmuth Rilling sind bedenkenlos zu empfehlen. Auch nach so langer Zeit wirken sie gleichsam zeitlos gültig. Rilling, der im Mai 90 Jahre alt wird, ließ sich damals in seinem Ansatz von der historischen Aufführungspraxis leiten, aber nicht zu vermeintlich authentischer Radikalität ver-leiten, die oft zu Lasten der klanglichen Schönheit ging. Seine Aufnahmen der Bach-Werke 201 bis 215 wirken klanglich fein ausbalanciert, strukturell durchdacht und durchleuchtet bis in die kleinste Phrasierung hinein. Dabei aber zugleich lebendig und warm. Das liegt natürlich auch an der Gächinger Kantorei, dem Bach-Collegium Stuttgart und den Solisten, für deren Qualitäten Rilling schon immer ein enormes Gespür hatte. Christine Schäfer, Thomas Quasthoff, Matthias Goerne, Sybilla Rubens, Andreas Schmidt – sie alle waren damals dabei. Leider merkt man, dass die Box mit schneller Hand produziert worden ist. Booklet-Texte fehlen ebenso wie zum Beispiel einige Besetzungsangaben. Dass etwa Dietrich Henschel Amore traditore singt – Bach auf Italiensch! –, muss man erkennen oder sich ergooglen. Aber vielleicht ist das auch fair so. Wer mehr Hintergründe lesen will, muss sich eben die einzelnen CDs kaufen, die immer noch im Handel sind. Arnt Cobbers
Johann Sebastian Bach: Weltliche Kantaten
Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart, Helmuth Rilling
Hänssler Classic
HC23011 (8 CDs)