Zwischen Himmel und Erde

  • Beitrags-Kategorie:Interviews

Die Opernfestspiele am Saarpolygon feiern ihre Premiere – mit Mozarts „Zauberflöte“ vom 16. bis zum 25. August

Ein Gespräch mit dem Künstlerischen Leiter Joachim Arnold

© Rolf Ruppenthal

Herr Arnold, was ist das Saarpolygon?

Das Saarpolygon ist eine monumentale Stahlskulptur zur Erinnerung an den Steinkohlebergbau und die Bergleute im Saarland. Es ist seit der Errichtung 2016 ein richtiges Wahrzeichen des Saarlandes geworden. Es steht auf einer Bergehalde bei Saarlouis, die über hundert Jahre hinweg aufgeschüttet wurde.

Und warum gibt es da nun Opernfestspiele?

Das ist ein fast schon mythischer, sakraler Ort. Und man stellt sich sofort die Frage, was kann man dort an Kultur machen, und da kamen wir schnell darauf, dass es genauso gewagt wie wahnsinnig und interessant sein könnte, dort eine Oper zu inszenieren.  

Wie sind Sie auf Mozarts „Zauberflöte“ gekommen?

Ich kenne den Regisseur und Bühnenbildner Stefano Pola seit vielen Jahren, und wir haben schon seit 2018 darüber gesprochen, dass das dort oben der richtige Ort wäre für die „Zauberflöte“. Das ist ein Ort zwischen Himmel und Erde, fast schon wie die Akropolis, mit einer Aura, die mit Logik und menschlichen Maßstäben nicht mehr zu fassen ist, es hat etwas Spirituelles. Da passt perfekt die „Zauberflöte“ hin, die auch so eine mythische Aura hat. Das ist ja eine Parabel auf den menschlichen Geist gegenüber einem priesterlichen Zwang, der Mensch erhebt sich und nimmt sein Schicksal selbst in die Hand – als Gegenentwurf zur Haltung: Der Mensch überlässt sein Schicksal dem lieben Gott. Für solch einen Stoff ist das Saarpolygon einfach der richtige Ort. 

© 3plus.solutions

Die ersten Entwürfe, die man im Internet sieht, sehen sehr spannend aus, und Sie versprechen auch eindrucksvolle Lichteffekte. Worauf darf man sich freuen?

Wir können gegen eine 30 Meter hohe Skulptur nicht mit kleinen Requisiten oder Aufbauten anstinken. Man muss sich diese Skulptur zunutze machen und mit den technischen Mitteln arbeiten, die wir heute zur Verfügung haben. Wir haben fünf Hochleistungsprojektoren, mit denen Bühnenbilder an eine Projektionsplane am Polygon geworfen werden. Wir werden mit Licht arbeiten, weil das Licht das effektivste Gestaltungsmittel ist. Wir haben 50 Höchstleistungslampen, die sich in alle Richtungen drehen lassen – das ist das Modernste, was es gibt, mit denen können wir wirklich alles machen. Wir haben LED-Rampen an den Stufen, die die Architektur dieser Bühne definieren. Und wir haben Maschinen, die die Sängerinnen und Sänger in Gang setzen und auch mal 15 oder 18 Meter hoch fahren. Wir machen alles, was technisch möglich ist, ohne dass wir etwas bauen. Die Opernfestspiele in Bregenz am Bodensee zum Beispiel leben davon, dass da immer neue 18 Meter hohe Bühnenbilder gebaut werden. Das können und wollen wir nicht. Wir stellen das Polygon in den Mittelpunkt und machen uns die Gewaltigkeit, die die Skulptur ausstrahlt, zu Nutze. Die gibt uns den bühnenbildnerischen Rahmen, in dem wir dann Theater spielen.

Mit dem Dirigenten Marcus Bosch, dem Orchester Capella Aquileia und dem Chorwerk Heidenheim, also den Ensembles der Opernfestspiele Heidenheim, ist Ihnen ein Coup gelungen. Wer wird denn singen?

Wir haben zum Beispiel als Papageno Nikolay Borchev, der an der Bayerischen und an der Hamburgischen Staatsoper singt, wir haben Joel Annmo, der an der Königlichen Oper in Stockholm singt, wir haben als Sarastro Randall Jakobsh, der auch an der Leipziger Oper den Sarastro singt – das sind alles Leute, die die großen Rollen in den großen deutschen Opernhäusern singen. Marcus Bosch kenne ich schon lange, und es ist natürlich ideal, dass auch sein Orchester Lust hat, hier zu spielen. Die sind von ihrer Erfahrung her und mit ihrer Besetzung mit 40 Musikern ideal für Mozart.

Muss man sich beeilen, wenn man noch Karten bekommen will?

Ja, es gibt tatsächlich nicht mehr viele Plätze. Aber die Produktion wird im nächsten Jahr weitergespielt. Es gibt ja „nur“ acht Vorstellungen – mit zusammen rund 12.000 Karten. Wir können auch nur im August spielen, weil das Denkmal ansonsten öffentlich zugänglich ist. Es wird vom Eigentümer, dem Bergbauerbe Saar, nur wenigen ausgesuchten Veranstaltungen zur Verfügung gestellt, das ist schon etwas ganz Besonderes. Wir hoffen natürlich, dass viele Menschen in ganz Deutschland in diesem Jahr von den Festspielen hören und die Videos sehen werden und sagen: Da müssen wir auch mal hin! Wir werden im September bereits den Vorverkauf fürs nächste Jahr eröffnen.

Dann wünsche ich Ihnen für die erste Ausgabe der Opernfestspiele am Saarpolygon viel Erfolg!

www.opernfestspiele-saarpolygon.de