Wunderbare Klangwelt

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Wie schade es ist, dass Michael Haydns Orchesterwerke keine Rolle in unseren Konzertprogrammen spielen, zeigt diese sehr gelungene Einspielung der Haydn Philharmonie. Die 1771 in Sturm-und-Drang-Ästhetik geschriebene Introduktion zum Fastenoratorium Der büßende Sünder zum Beispiel macht Lust auf mehr. Klassischer kommt die 1788 entstandenen 39. Sinfonie daher, voller Lebendigkeit (im 1. Satz), Farbenreichtum (im 2. Satz) und Einfallsreichtum (im 3. Satz). Die Haydn Philharmonie setzt diese wunderbare Klangwelt exemplarisch in Szene. Ebenso überzeugend ist das Plädoyer für die Musik von Michaels großem Bruder Joseph, dessen 96. Sinfonie von 1791 man das Vorspiel zu einer Marionetten-Oper Haydn an die Seite gestellt hat: Der Götterrat von 1773. Der dramatischen Sinfonia folgt hier ein ungewöhnliches Andante, in dem das Violoncello und die Violinen parallel geführt werden. Die Haydn Philharmonie spielt unter Enrico Onofri mit großer Präzision, viel Liebe zum Detail und zu den Kontrasten, die man braucht, um diese Musik lebendig klingen zu lassen. Klemens Hippel

Joseph & Michael Haydn: Ouvertüren und Sinfonien

Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie: Enrico Onofri

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 901 2292-6 (SACD)