Das Klaviermagazin „Piano News“ bezeichnete Stefan Irmer einmal als den „Trüffelsucher unter den deutschen Pianisten“. Und in der Tat hat er sich schon um eine Reihe fast vergessener Klavierpreziosen, etwa von Sigismund Thalberg, John Field oder Muzio Clementi, verdient gemacht. Auch Mieczysław Weinberg gehört zu den Komponisten, die es unbedingt wiederzuentdecken lohnt. Dimitri Schostakowitsch war es, der den zunächst von den Nazis und später vom Stalin-Regime verfolgten jüdischen Komponisten in den 1940er-Jahren nach Moskau einlud, wo Weinberg schließlich eine neue Heimat fand. Sein nicht sehr umfangreiches Klavierschaffen zeigt eine deutliche stilistische Verwandtschaft mit den Werken seines Freundes und Mentors Schostakowitsch, besticht durch harmonische Feinheiten und eine dicht gearbeitete Polyphonie. Stefan Irmer gelingen schnörkellose, sehr engagierte Interpretationen etwa der Sonaten Nr. 4 und 5, die einen originellen und hochbegabten Komponisten zeigen, der zu Lebzeiten außerhalb der Sowjetunion kaum zur Kenntnis genommen wurde. Martin Demmler
Mieczysław Weinberg: Klavierwerke 1951-1956
Sonatine op. 49, Partita op. 54, Sonate Nr. 4 op. 56, Sonate Nr. 5 op. 58
Stefan Irmer (Klavier)
Musikproduktion Dabringhaus und Grimm
MDG 918 2283-6 (SACD)