Eine Beethoven-CD, zu der man unbedingt das Booklet lesen muss! Denn in bemerkenswert luzider Form bietet der Dirigent (und Musikhistoriker) Peter Gülke hier ganz nebenbei eine Art Leitfaden zur richtigen Interpretation dieser Musik – von der interessanten Struktur der Weihe des Hauses über das Phänomen des „einsamen“ Solisten in Beethovens viertem Klavierkonzert bis zum Changieren der Variationen WoO 80 zwischen Variation, Passacaglia und Sonate. Es ist wunderbar zu hören, wie der Dirigent sein inspiriertes Orchester dazu anhält, all diese Ideen umzusetzen. Man achte nur auf die wirklich „derben“ Fortissimo-Schläge, mit denen die Ouvertüre anhebt oder die Unverbundenheit von Klavier und Orchester am Beginn des ersten Satzes des Klavierkonzerts! Oder auf die „schroffe Ablehnung“ der Streicher im zweiten Satz. Die exzellente Solistin Lauma Skride trifft genau die richtigen zerbrechlichen und verzweifelten Töne für diesen „Blick in den Hades“. Auch die Variationen lässt sie in allen Farben erstrahlen. Als Zugabe gibt es Lesungen aus Gülke/Brendels Gesprächen über Beethoven und Schubert und Ausschnitte aus Schubert- und Beethoven-CDs von MDG. Klemens Hippel
Ludwig van Beethoven: Ouvertüre Weihe des Hauses op. 124, Klavierkonzert Nr. 4, Variationen WoO 80
Lauma Skride (Klavier), Brandenburger Symphoniker, Peter Gülke (Leitung)
Musikproduktion Dabringhaus und Grimm
MDG 901 2216-6 (Hybrid-SACD)