Im Soloprogramm der Geigerin Markéta Janoušková bildet Prokofjews Solosonate (1947) den einzigen Anker ins gängige Repertoire; zu Beginn erklingt die erst vor wenigen Jahren vollständig herausgegebene g-Moll-Sonate op. 11 Nr. 6 (1918/19) von Hindemith, danach die Solopartita von Ernst-Lothar von Knorr (1896-1973) und am Schluss das dreisätzige Stück des Komponisten Jacques-Alphonse de Zeegant (*1955), das dem Album seinen Namen gibt: L’Astre bleu, der blaue Stern. Intelligent gebaut ist Janouškovás Programm, weil es mit den Stücken von Hindemith, Knorr und Prokofjew drei Werke nebeneinander stellt, die auf je eigene Weise die neoklassische Moderne vertreten – Hindemith mit Ernst und Blick auf Bach, Prokofjew mit authentischer melodischer Kraft. Die Partita Ernst-Lothar von Knorrs von 1946 spielt mit historischen, volksmusikalischen und zeitgenössischen Tonfällen, scharfsinnig, humorvoll und musikalisch unmittelbar zugänglich. Die Genauigkeit und Ausdrucksfreude, mit der die Geigerin hier jede Note, jede Geste mit Bedeutung auflädt, macht ihre Interpretation des wenig bekannten Werks zu einem Höhepunkt des Albums. Das Janoušková gewidmete Stück von Zeegant führt die Solistin – um den dunkel-singenden Mittelsatz herum – mitten hinein in eine Hölle aus intonatorischen und artikulatorischen Herausforderungen, die sie mit Eleganz meistert. – Das stilistisch vielfältige Programm wird zusammengehalten von der Kombination aus Ernsthaftigkeit und Charme, die Janouškovás Spiel kennzeichnet. Darin herrscht ein weicher Schwung, der keine Schärfe kennt und trotzdem keine Ausdrucksspitze schuldig bleibt. Mit gleichsam natürlichem Erzählton und intensiver Wärme belebt die Geigerin jeden Satz. Ein Gewinn! Friedrich Sprondel
L’Astre bleu
Werke für Violine solo von Prokofjew, Hindemith, von Knorr und de Zeegant
Markéta Janoušková (Violine)
Genuin
GEN 23832