Heiterkeit, Ausdruckskraft

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Schon zum zweiten Mal widmet ein Genuin-Album sich der Kammermusik des 1943 in Breslau geborenen Christian Ridil. Zuletzt Universitätsmusikdirektor in Mainz, war Ridil immer als Komponist aktiv. Die hier eingespielten Werke entstanden zwischen 1977 und 1997. Unverkennbar ist der spielerische, in Klang und Spieltechnik des jeweiligen Instruments wurzelnde Impuls vieler Werke: Die Meyenmusik von 1995 etwa, ein Variationszyklus für Hornquartett, zitiert Horn-Topoi wie Fanfare und Jagdsignal, aber nur als Startpunkte für die kantabel-kontrapunktische Verarbeitung des Liedthemas. Sensationell schön die Wärme, Rundung und weiche Präzision des Hornquartetts des BR-Symphonieorchesters! Auf Einfallsreichtum, Kontrapunkt und Sanglichkeit bauen auch die Dunklen Duette für Fagott und Cello (1978) und die drei Sonette nach dem Barockdichter Martin Opitz (1985) auf, in denen Melinda Paulsens genau geführter Mezzosopran gleichberechtigt im Ensemble mit Klarinette und Streichtrio musiziert. Auch die strenger am Material orientierte Flötensuite von 1977 findet freien Ausdruck im Klangraum zwischen Hauchen, trockenem Luftstoß und jubelnder Höhe. Als expressiven Höhepunkt des Albums höre ich allerdings das Streichquartett Sisifo von 1997, voll drängender Intensität vom Mainzer Eliot-Quartett deklamiert. Doch auch alle anderen Künstler musizieren ausgezeichnet und voller Hingabe. Die Aufnahmetechnik ist makellos plastisch, als Hörer sitze ich in der ersten Reihe, und kein Ausdrucksdetail geht verloren. Friedrich Sprondel

Christian Ridil: Kammermusik Vol. 2

Mitglieder des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks; Eliot Quartet

Genuin

GEN 23823