Farbstarke Playlist

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Vier Saxofonkonzerte des 21. Jahrhunderts präsentiert der Saxofonist Marcus Weiss hier – und das ist auch für Hörer ein Glücksfall, die vielleicht nicht in der Neuen Musik zuhause sind. Der aus sich heraus kraftvolle Charakter des Soloinstruments ist ein sicherer Leitstern im Verhältnis zwischen Solo und Tutti; und dieses Verhältnis wird in jedem Stück neu ausgehandelt – eigentlich ein klassischer Ansatz.

In Georg Friedrich Haas’ Konzert von 2008 ahmt das Orchester zuerst den rau-tiefen, dann den intensiven hohen Klang des Saxofons nach, gleichsam ein komponierter Resonanzboden; und von diesen Extremen aus entwickelt sich das Geschehen, immer wieder erneuert durch Farbimpulse des Soloinstruments. Als zuckende Chaconne entwickeln sich Vykintas Baltakas’ Saxordionphonics von 2013 für Sopransax, Akkordeon (Teodoro Anzellotti) und Kammerorchester, ein Sich-Vorantasten der Musik, sensibel und spannungsstark dargeboten. Johannes Maria Stauds Violent Incidents für Saxofon, Bläser und Schlagzeug von 2005/06 geben dem Solisten viel Raum, in dem sich das wiederum fast klassische Konzertieren der Partner zur Klangerzählung entfaltet.

So funktioniert das Album auch als folgerichtige Playlist von Stück zu Stück – mit einem großen Verführer vorneweg: Peter Eötvös’ Saxofonkonzert Focus“von 2021. Es stellt das Soloinstrument in vier leuchtend-spielerische Orchestertableaus hinein, deren Farb- und Rhythmusräume das Saxofon lustvoll durchmisst. Friedrich Sprondel

SAX. Contemporary Concertos for Saxophone

Werke von Peter Eötvös, Georg Friedrich Haas, Vykintas Baltakas und Johannes Maria Staud

Marcus Weiss (Saxofon), Teodoro Anzellotti (Akkordeon), WDR Sinfonieorchester, Elena Schwarz, Emilio Pomàrico; Windkraft Tirol, Kasper de Roo

Wergo

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