Farbenreich

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Wenn schon der „New Grove“, das englische Standard-Musiklexikon, nur einen kurzen Absatz zu einem britischen Komponisten bringt, so ist es keine Schande, den Namen hierzulande nicht zu kennen. Norman O’Neill (1875-1934) war lange Zeit Musikdirektor des Haymarket-Theaters seiner Heimatstadt London, und so besteht sein Werk hauptsächlich laut Grove aus: Schauspielmusik. Auf der CD des Ensembles Color lernt man den Briten, der 1893-97 an Dr. Hochs Konservatorium in Frankfurt/Main studierte, als feinen Kammermusiker kennen. Was man da hört, passt zum einzigen Satz über O‘Neills Persönlichkeit, den der Grove sich abringt: „He was a man of great personal charm.“ Das Klaviertrio ist ein frühes Werk, das langsam beginnt, in einem feurigen Allegro molto vivace als drittem Satz, meinem Anspieltipp der CD, kulminiert und doch wieder fast wehmütig endet. Es folgt mit Soliloquy ein kurzes, wirkungsvolles Stück für Kontrabass mit Klavierbegleitung, und auch an der Sonate für Cello und Klavier sowie an der Suite für Violine und Klavier, beides großangelegte Werke, die vor allem von der Melodie leben, kann man seine Freude haben. Die vier Musiker, von denen drei heute an Dr. Hochs Konservatorium unterrichten, spielen engagiert, aber angenehm unprätentiös. Arnt Cobbers

Norman O’Neill: Klaviertrio op. 7, Soliloquy, Suite h-Moll, Sonate a-Moll

Ensemble Color: Florian Streich (Violoncello), Sarah Hiller (Klavier) plus Fabian Rieser (Violine), Fátima Agüero Vacas (Kontrabass)

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 903 2237-6 (Hybrid-SACD)