Seicento stravagante, das extravagante 17. Jahrhundert – passender kann man einen CD-Titel nicht wählen. Denn die neue Freiheit im Ausdruck, die die Instrumentalmusik zu Beginn des 17. Jahrhunderts errang, wird hier kunstvoll vorgeführt: wilde, höchst virtuose Diminutionen und Improvisationen, tänzerische Rhythmen und für das Soloinstrument adaptierte Vokalwerke, in denen David Brutti seinen Zink zum Sprechen bringt. Die wohlklingenden historischen Orgeln ergänzen sich dabei perfekt mit den drei Typen des Zinks (gerade, krumm und stumm), deren Möglichkeiten hier in ihrer ganzen Bandbreite vorgeführt werden – exzessiv, aber immer geschmackvoll. Besonders exquisit im Klang ist dabei der stumme Zink, auf dem Brutti Francesco Rognonis Diminution auf Palestrinas Pulchra es amica mea spielt – das ist große Ausdruckskunst. Extravagant sind auch manche Klänge, wenn die mitteltönig gestimmten Orgeln in entfernte Tonarten geführt werden wie in Biaggio Marinis Sonata oder in Giovanni Salvatores Toccata. Etwas aus dem Rahmen fallen zwei ältere Werke Annibale Padovanas und Andrea Gabrielis für Orgel solo. Klemens Hippel
Seicento stravagante
Werke für Zink und Tasteninstrumente von Fontana, Frescobaldi, Gabrieli, Padovano, Kapsberger u.a.
David Brutti (Zink), Nicola Lamon (Cembalo, Orgel)
BIS
BIS-2526 (Hybrid-SACD)