Editorische Großtat

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Auch wenn die angeblich „goldenen“ 1920er-Jahre medial gerade eine Art Renaissance erleben – musikalisch ist durch die ästhetisch sehr kompromisslose Nachkriegszeit vieles aus jener Epoche zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Wer kennt heute noch Komponisten wie Max Butting oder Hans Gál? Dabei waren sie zu ihrer Zeit hoch angesehen, und ihre Werke wurden häufig aufgeführt. Es ist das große Verdienst des Komponisten und Pianisten Steffen Schleiermacher sowie der Saxophonistin Annegret Tully, die hier veröffentlichten Preziosen wieder ins musikalische Bewusstsein zu rücken. Die wunderbar polyphon ausgestaltete, für den jungen Rundfunk entstandene Heitere Musik Max Buttings oder die ostinato-artigen Klavierstücke Alexander Mossolows sind äußerst lohnende Wiederentdeckungen. Die Bearbeitungen für Saxophonquartett verbinden eine gewisse Modernität des Sounds mit einem möglichst klaren Satzbild, das den meisten dieser Werke, wenn sie nicht ohnehin für Bläserformationen angelegt waren, außerordentlich gut bekommt. Lediglich die eher vokal gedachten Rumänischen Weihnachtslieder Bartóks haben durch das Arrangement nicht gewonnen. Martin Demmler

Early 20th Century Music

Werke von Hanns Eisler, Alexander Mossolov, Béla Bártok, Max Butting, Hans Gál, Dmitri Schostakowitsch

sonic.art Saxophone Quartet

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 947 2274-6 (CD)