Bonner Höchstniveau

  • Beitrags-Kategorie:CD-Rezensionen

Welch großartige Funde man doch immer noch machen kann! Sogar mitten im Herzen der Klassik. Denn diese CD führt uns in Beethovens Bonn mit Werken, die dort in der Zeit zu hören war, bevor er nach Wien zog. Dass Beethoven im dortigen Orchester musiziert hatte, ist immer wieder zu lesen, aber welches herausragende Niveau das Orchester gehabt haben muss, kann man nur erleben, wenn man die Musik hört, die seinerzeit auf den Programmen stand. Anton Reichas „Grande Ouverture“ zum Beispiel, die in dieser frühen Fassung von 1790 mehrminütige erstaunliche harmonische und emotionale Wirrungen durchlebt, ehe sie zum Hauptthema im vertrackten 5/8-Takt gelangt, mit dem sie in späteren Jahren beginnen sollte. Oder Andreas Rombergs Violinkonzert, das in seiner Virtuosität einen bemerkenswerten Hintergrund abgibt, auf dem man Beethovens Violinkonzert ganz neu verstehen kann. Und auch bei Paul Winebergers Symphonie fragt man sich, warum alle aus dieser Zeit immer nur Beethoven, Haydn und Mozart spielen. Das Beethoven Orchester interpretiert alles mit großer Begeisterung an der Experimentierfreude, der Lust am Neuen und auch am eigenen handwerklichen Können, das hier in jedem Takt hervorscheint. Klemens Hippel

Edition Hofkapelle 2

Werke von Wineberger, Reicha, Romberg

Mikhail Ovrutsky (Violine), Beethoven Orchester Bonn, Dirk Kaftan (Leitung)

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 938 2261-6 (SACD)