Beziehungszauber 2.1

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Matthias Krüger sprengt Grenzen zwischen den Genres und Formen. Das zeigt sich auf den ersten Blick an seiner Porträt-CD bei Wergo, die im Booklet QR-Codes enthält. Etwa, um den Dingen, die den jungen Komponisten zu seinen Werken inspiriert haben, nachzuspüren, zum Beispiel ein Club in Istanbul. Ein anderes Stück, das vierte der Trackliste, ist sogar ausschließlich per QR-Code oder Vimeo-Link als Video zu erleben. Fast unter jedem Titel steht auch der Passus „enthält Material aus folgenden Werken“. Und dann werden House-/ Electro-Musik von Ivan Gough, Pop von U2, Moby und Coldplay etc., aber auch Albert Camus,  Friedrich Nietsche und Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 4 genannt. Die Werke von Matthias Krüger speisen sich aus solch vielfältigen Referenzen. Musik als Erfahrungsraum, als akustische Omnipräsenz dessen, was uns prägt. Bernd Alois Zimmermanns „Kugelgestalt der Zeit“ oder Luciano Berios Sinfonia grüßen von Ferne in die Gegenwart. Krügers Ansatz ist eine spannende und zeitgemäße Herangehensweise in unserer post-postmodernen Epoche. Möchte man meinen. Andererseits könnte man das auch alles viel zu bedeutungsüberfrachtet finden. Zudem: Zwar gibt es eine Menge spannender Sounds und Konstellationen mit E-Violine, präparierter Trompete, Drumset, Synthesizer, E-Gitarre und vielem mehr. Doch die Klangflächen, Ausbrüche, Durchbrüche, Auflösungen, Rhythmusimpulse überzeugen nicht richtig. Es bleibt bei Posten, Oberflächenreizen. Andere aus der Generation von Krüger schürfen da tiefer. Eine Ausnahme stellt das Stück „Wie ein Stück Fett (Redux)“ für Ensemble und Sopran dar. Hier wirkt der Sprech- und Gesangspart als roter Faden. Dies gibt der instrumentalen Schicht offenbar Halt und dramaturgische Konsistenz. Generell aber gilt: Bei allen Stücken sind sämtliche Mitwirkenden bei der klanglichen Umsetzung mit großer Expertise am Werk. Ecki Ramón Weber

Matthias Krüger: ain’t nuthin‘ but fairy dust

le vide à perdre, Wie ein Stück Fett (Redux), Bellygoat Boom (substrate), sweep over me them dusty bristles

Ensemble Ascota, Ensemble BRuCH, WDR Sinfonieorchester, Elena Schwarz (Leitung), Ensemble Interspace

Wergo

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