Franz Schubert knüpft in seinen Klaviersonaten vor allem an die Werke des mittleren Beethoven an, etwa die ausgesprochen kantablen Sonaten À Therèse op. 78 oder op. 79 in G-Dur. Das zeigt sich sehr deutlich etwa an seiner A-Dur-Sonate von 1819, die durch ein Versehen lange auf das Jahr 1825 datiert wurde und in der Tat leicht für eines seiner späten Werke gehalten werden kann. Die drei Klavierstücke D 946 entstanden möglicherweise für ein geplantes drittes Heft der Impromptus und zeigen bereits die Handschrift der drei großen späten Sonaten. Die aus Georgien stammende Elisabeth Leonskaja, die in jungen Jahren stark von Svjatoslav Richter inspiriert wurde, hat diese Werke unzählige Male gespielt. Sie kennt jede Nuance, jeden Dur-Moll-Wechsel genau und kostet diese Musik geradezu aus. Das gilt für die noch stark an Mozart erinnernde klangliche Klarheit im langsamen Satz der A-Dur-Sonate ebenso wie für die auf die Spätromantik vorausweisenden harmonischen Abgründe in den späten Klavierstücken. Schön, dass diese Aufnahme von 2003 wieder erhältlich ist. Martin Demmler
Franz Schubert: Klaviermusik
Drei Klavierstücke D 946, Sonate A-Dur D 664, Zwei Scherzi D 593, Allegretto D 915, Adagio D 612
Elisabeth Leonskaja (Klavier)
Musikproduktion Dabringhaus und Grimm
MDG 943 1194-6 (Hybrid-SACD)