Widerständig

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Man hat Chopins Études inzwischen vielleicht schon oft allzu geschmeidig und in möglichst perfekter Passform gehört – da kann eine gewisse Widerständigkeit des Materials, wie sie bei Xi Zhai zu spüren ist, durchaus erfrischend wirken. Seine spröde, bisweilen etwas eckige Klarheit und asketische Eleganz, die der Verfolgbarkeit der polyphonen Linien meist höheren Rang einräumen als der poetischen Stimmigkeit der einzelnen Bilder, schaffen deutlich markierte Konturen; zum behaglichen Hineindämmern sind sie weniger geeignet. Die 27 Stücke (die Kollektion schließt neben den op. 10 und 25 dankenswerterweise auch die drei Nouvelles Études ohne Opuszahl von 1840 ein) bleiben bei dem jungen, in Frankfurt/Main lebenden Chinesen tatsächlich immer auch „Arbeitsaufgaben“, also Etüden im elementaren Sinne des Wortes. Vor allem einige luftig-leicht und dennoch um einen festen Kern herum angelegte Dur-Beiträge (so die in As und Es aus der ersten Serie) balancieren Klangzauber und pure Mechanik zu organisch-feingliedrigen Gebilden aus. Alfred Stengers souverän überblickender Einführungstext umkreist oft die Tonartencharaktere der Stücke; warum man sich dann auf dem Cover just die Tonartenangaben gespart hat, mögen die Götter wissen – aber vielleicht nicht einmal die … Gerald Felber

Frédéric Chopin: Etüden

Études op. 10, Études op. 25, Études Méthodes des Méthodes

Xi Zhai (Klavier)

Hänssler Classic