Vom musikalischen Alltag des beginnenden 19. Jahrhunderts hören wir für gewöhnlich nichts. Zu sehr dominiert Beethovens Musik unsere Vorstellung dieser Zeit. Franz Alexander Pössinger (1766-1827) ist da das ideale Gegengewicht: als Schüler von Albrechtsberger und Musiker der Hofkapelle war er ein angesehener Komponist, der den Zeitgeist wunderbar spiegelt. Voller tänzerischer Eleganz sind seine drei Duette op. 4, die er 1802 publizierte, durchgehend sucht er den Dialog der beiden Instrumente, setzt virtuose Passagen eher sparsam ein. Und manchmal blitzt die Idee des Wiener Walzers durch, der bald seinen Siegeszug antreten sollte. Katja Grüttner und Christian Goosses spüren dem Geist dieser Duette auf historischen Instrumenten nach, mit viel Sinn für kleine Details. Lustvoll arbeiten sie in ihrer Ersteinspielung alle widerborstigen Einfälle heraus, die diese Musik (leider nur 40 Minuten lang) so kurzweilig macht. Das Mit- und das Gegeneinander ist dabei ebenso perfekt ausbalanciert wie in den entdeckenswerten Duetten Pössingers vorgesehen. Klemens Hippel
Franz Alexander Pössinger: Drei Duos für Violine und Violar
Katja Grüttner (Violine), Christian Goosses (Viola)
Musicaphon
M56966
