Klassik zum Hausgebrauch

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Frühere Radioprogramme hatten gelegentlich Marken, die „heitere Klassik“ oder Ähnliches verhießen. Gewiss ein Klischee; aber manchmal gehen eben auch Klischees auf wie bei diesem nach 20 Jahren wiederaufgelegten Doppel-Album zweier prominenter Beethoven-Zeitgenossen, die keinerlei Lebens-Untiefen suchen, sondern einfach gut unterhalten wollten. Die charmante Doppelbesetzung zielt auf hausmusikalische Zusammenhänge; zudem kannten sich beide Komponisten brillant mit den beteiligten Instrumenten und ihren Ansprüchen wie Grenzen aus, was eine jederzeit unangestrengt fließende Themenerfindung und -entwicklung garantiert. Paganini überrascht dabei durch diskrete, eher auf delikate Farbstufungen als virtuosen Glanz angelegte Zurückhaltung, und der Geiger Rainer Kussmaul folgt ihm mit frisch-unprätentiöser, vibratogebremster Kantabilität. Als Begleiter der Gitarrensonate (welche die durchweg gelassen-entspannte, sehr mannschaftsdienlich agierende Sonja Prunnbauer vielleicht etwas defensiv angeht) entlockt er seinem Instrument sogar harmoniumartige Töne. Giulianis traulich schmiegsame, apollinische Eleganz wiederum zeigt andere Seiten des damaligen Zeitgeistes – auch aufnahmetechnisch, obwohl Ort und Team im Abstand von fünf Jahren die gleichen waren; bei Paganini ist der Zugriff direkter und körperlicher, in einzelnen Akzentsetzungen auch schroffer. Gerald Felber

Giuliani. Paganini. Great Virtuosos!

Kompositionen für Violine und Gitarre von Mauro Giuliani und Niccoló Paganini

Rainer Kussmaul (Violine), Sonja Prunnbauer (Gitarre)

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 603 2329-2 (2 CDs)