Hochinteressante Entdeckung

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Beim Preis um das misslungenste Cover hätte diese CD gute Karten. Leider, denn eigentlich ist „Sterne steigen dort…“, so der Titel des Albums, eine nicht nur verdienstvolle, sondern auch überzeugende (Wieder-)Entdeckung der Komponistin Maria Herz, die sich bei den meisten Veröffentlichungen Albert Maria Herz nannte. So wird sie auch hier genannt, allerdings taucht ihr Name auf dem Cover vorn nicht auf, und der Text auf der Rückseite ist in weiß auf hellgrün kaum zu lesen. Sei‘s drum. Die Musik ist spannend, wie auch das Leben ihrer Schöpferin: Geboren 1878 in Köln, ging sie mit ihrem Mann, einem Chemiker, 1901 nach England und begann zu komponieren, wohnte ab 1914 wieder in Köln, ab 1920 als verwitwete Mutter von vier Kindern. Dennoch studierte sie noch einmal Komposition, diesmal bei „modernen“ Lehrern wie Philipp Jarnach, flüchtete 1935, als Jüdin, nach England und später nach New York, wo sie 1950 starb. Das Kölner Asasello-Quartett hat als Prozent dieser ersten Maria-Herz-CD ein überraschend vielfältiges Programm zusammengestellt: Auf eine Bearbeitung von Bachs Chaconne für Streichquartett folgen Fünf Lieder auf Worte von Stefan George für Singstimme und großes Orchester, hier für Kammerorchester bearbeitet und überzeugend interpretiert von Christiane Oelze und dem E-MEX-Ensemble. Auf diese expressionistischen Lieder am Übergang zur Moderne folgen Vier kleine Stücke für Streichquartett und ein ausgewachsenes, ebenfalls spätromantisches Streichquartett, ehe eine typische 1920er-Jahre-Rundfunkmusik für 8 Instrumente den Reigen beschließt. Diese stilistisch ganz unterschiedlichen Werke sind anscheinend in kurzer Zeit entstanden, wie die Opus-Zahlen nahelegen. Aber allesamt hochinteressant. Arnt Cobbers

Sterne steigen dort …

Portrait der Komponistin Albert Maria Herz

Asasello-Quartett, E-MEX-Ensemble, Christiane Oelze (Sopran)

Genuin

GEN 23837