Energiegeladener Streichersound

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Béla Bartóks Divertimento für Streichorchester entstand 1939 in der Zeit einer schweren persönlichen Krise, als der Komponist bereits seine Emigration vorbereitete. Doch die Einladung des Mäzens Paul Sacher in sein Landhaus in den Schweizer Bergen half Bartók, die Phase der tiefen Niedergeschlagenheit zumindest für einige Zeit zu überwinden. Kompositorisches Ergebnis dieses Aufenthalts war das Divertimento mit seinem stets vorwärtsdrängenden Gestus und der satten, mitunter auch schroffen Harmonik. Diese Aufnahme, die wie Brittens Variationen über ein Thema von Frank Bridge 1985 unter abenteuerlichen Bedingungen in einem leerstehenden Gebäude des polnischen Rundfunks entstand, ist überaus hörenswert. Weniger wegen des mitunter doch etwas intransparenten Klangbilds, sondern weil die Lebendigkeit und Frische, mit der die Musiker des polnischen Kammerorchesters unter Jerzy Maksymiuk hier aufspielen, unmittelbar gefangen nehmen. Das ist rhythmisch höchst akkurat, äußerst sensibel und dann wieder mit einer Verve musiziert, wie man es bei diesen Stücken nur selten hört. Packend und energiegeladen wie eine Live-Interpretation. Martin Demmler

Bartók: Divertimento für Streichorchester, Britten: Variationen über ein Thema von Frank Bridge  op. 10

Polish Chamber Orchestra, Jerzy Maksymiuk (Dirigent)

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm

MDG 102 0180-2